Microsoft drängt erneut in den Mobilfunkmarkt

Der Redmonder Riese will noch zu Weihnachten 2002 die ersten Mobiltelefone und Smartphones mit hauseigenem Betriebssystem in Europa auf den Markt bringen.

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Microsoft will noch in diesem Jahr die ersten Mobiltelefone und Smartphones mit hauseigenem Betriebssystem auf den Markt bringen, und zwar zunächst in Europa, später in den USA und Japan. "Wir sind mit Handy-Herstellern und Mobilfunkanbietern im Gespräch", sagte der für den Bereich Mobilität zuständige Manager Mike Wehrs dem Handelsblatt. Mit welchen Unternehmen Microsoft Kooperationsgespräche führt, wollte Wehr laut dem Bericht nicht sagen. Der Redmonder Konzern soll diesmal als Marke beim Verkauf eine zentrale Rolle spielen.

Die Pläne des Softwarekonzerns fordern vor allem Marktführer Nokia heraus, der unterdessen ein neues Handy der nächsten Mobilfunkgeneration auf der Basis von Symbian-OS ankündigte. Das multimedia-fähige Nokia 3650 soll in weltweit allen Netzen einsetzbar sein und Anfang 2003 auf den Markt kommen.

Microsoft bemüht sich bereits seit längerer Zeit, seine Marktmacht bei Betriebssystemen auf den Handy-Markt zu übertragen. Vor rund anderthalb Jahren hatte der Konzern auf der CeBIT 2001 in Hannover entsprechende Kooperationen unter anderem mit Siemens und T-Mobil angekündigt. Danach sollte Siemens Geräte wie Smartphones und Taschen-PCs auf der Basis von Microsofts Mobil-Betriebssystem Stinger entwickeln.

Rund ein Jahr später beteiligte sich der Siemens-Konzern allerdings an der Mobilfunk-Softwarefirma Symbian, an dem auch Branchenführer Nokia und die weltweite Nummer zwei Motorola beteiligt sind. Unter dem Dach von Symbian haben die Unternehmen Standards für eine Softwareplattform entwickelt, die sich zum Weltstandard für Smartphones etablieren soll. Nach Angaben von Nokia ist die Software Series 60 des neuen Handys für multimediafähige Anwendungen auf der Basis des Symbian-Betriebssystems optimiert. Matsushita, Siemens und Samsung hätten bereits Lizenzen für die Software erworben, teilte das finnische Unternehmen mit.

Nokia besetzt derzeit ein Drittel des Weltmarktes. Ärgster Rivale ist Motorola mit einem Marktanteil von 20 Prozent. Microsoft könnte dazu stoßen, weil nach Meinung des Handelsblattes Software für Mobiltelefone immer wichtiger wird und es sein könnte, dass Besitzer von Windows-PCs auch entsprechende Handys kaufen würden.

Microsoft-Manager Wehrs verspricht sich von der neuen Software aber mehr als nur Lizenzeinnahmen, heißt es in dem Bericht. Weil die Handys künftig mit vielen anderen Geräten an verschiedenen Orten vernetzt sein würden, könnte Microsoft in fast allen Unternehmensbereichen davon profitieren. Absaterwartungen wollte Wehrs nicht nennen. Microsoft habe aber einen langen Atem, um seine Produkte zu vermarkten, heißt es in dem Bericht. (anw)