Telekom wegen Mautdebakel und Dividendenausfall unter Beschuss

Nach dem drastischen Schuldenabbau hat die Telekom den Ausbau des internationalen Geschäfts wieder stärker ins Blickfeld genommen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 18 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa

Die Aktionäre der Deutschen Telekom haben den Vorstand wegen des erneuten Dividendenausfalls und der Pannenserie bei der Einführung der LKW-Maut scharf kritisiert. Auf der Hauptversammlung des Unternehmens am Dienstag in Köln räumte Vorstandschef Kai-Uwe Ricke zahlreiche Probleme beim Konsortium Toll Collect ein und versprach, das satellitengestützte System unter Führung der Telekom zum Erfolg zu führen. Zugleich sollen die Aktionäre für das laufende Geschäftsjahr wieder eine Dividende erhalten. Dafür werde sich der Vorstand mit aller Kraft einsetzen, betonte Ricke.

Durch den Verzicht auf eine Dividende in den vergangenen zwei Jahren habe die Telekom ihren Schuldenberg drastisch gesenkt. Seit dem Spätherbst 2002 bis Ende März 2004 sanken die Verbindlichkeiten des größten Telekommunikationskonzerns Europas um rund 20 Milliarden Euro auf 44,6 Milliarden Euro. Ricke hatte den rosaroten Riesen nach einem Rekordverlust von fast 25 Milliarden Euro 2002 im vergangenen Jahr wieder in die Gewinnzone geführt. Bei einem Umsatz von 55,8 Milliarden Euro wurde 2003 unter dem Strich ein Überschuss von 1,3 Milliarden Euro erzielt.

Die Doppelstrategie aus Schuldenreduzierung und Förderung des profitablen Wachstums sei aufgegangen. "Wäre da nicht der Makel mit der Maut gewesen -- ich wäre mit dem vergangenen Geschäftsjahr zufrieden", sagte der Konzernchef vor rund 7000 Aktionären in der KölnArena. Hans-Richard Schmitz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Düsseldorf nannte das Maut-Debakel "die Lachnummer der vergangenen 12 Monate".

Viel zu spät habe der Vorstand die Brisanz des Themas erkannt. Wegen der Mautpleite forderte ein Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sogar die Nichtentlastung des Vorstandes. Die Telekom (45 Prozent) ist gemeinsam mit DaimlerChrysler (45 Prozent) und dem französischen Autobahnbetreiber Cofiroute (10 Prozent) Partner in dem Betreiberkonsortium Toll Collect. Die Pannenserie bei Mauteinführung führte in der Telekom-Bilanz 2003 und im ersten Quartal 2004 zu Belastungen in Höhe von insgesamt 590 Millionen Euro. Das Mautkonsortium bleibt für die Telekom ein Verlustgeschäft: Über die gesamte Laufzeit von 12 Jahren werde das Ergebnis der Toll Collect GmbH negativ sein, sagte Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick. Dieser Fehlbetrag sei durch die 590-Millionen-Rückstellung voll abgedeckt.

Von zahlreichen Aktionärsvertretern begrüßt wurde die künftige Ausrichtung des Unternehmens auf die Geschäftsfelder Breitband, Mobilfunk und Geschäftskunden. Aus diesen Sparten will die Telekom ihr profitables Wachstums schöpfen. Wenig Verständnis gab es dagegen für die Vier-Säulen-Strategie. "Säulen gehören ins benachbarte Römisch-Germanische-Museum", sagte ein Vertreter der Fondsgesellschaft DWS und drohte angesichts der unklaren Strategie unverhohlen: "Wir haben auch andere Investitionsmöglichkeiten".

Unterdessen hat die Telekom nach dem drastischem Schuldenabbau den Ausbau des internationalen Geschäfts wieder stärker ins Blickfeld genommen. Dies schließe auch selektive Zukäufe ein, sofern sie zur Steigerung des Unternehmenswertes beitragen. Ricke nannte in diesem Zusammenhang die Beteiligung an dem polnischen Mobilfunkbetreiber PTC, den die Telekom ganz übernehmen möchte. Osteuropa stehe vor dem Hintergrund der EU-Erweiterung besonders im Fokus. Doch Ricke schränkte ein: "Wir sind nicht auf dem Akquisitionspfad". (dpa) / (jk)