Privatisierung der serbischen Telekom ist geplatzt

Die von langer Hand geplante Privatisierung der Telekom Srbija ist gescheitert, kaum jemand wollte angesichts der hohen Preisforderung überhaupt mitbieten. Nun soll der Betrieb teilweise verschenkt werden.

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Die von langer Hand geplante Privatisierung der Telekom Srbija ist gescheitert. Die Forderung der Regierung nach mindestens 1,4 Milliarden Euro für 51 Prozent des Unternehmens war zu hoch. Sieben international Konzerne, darunter die Deutsche Telekom, haben den in Serbien, Montenegro und Bosnien-Herzegowina tätigen Fest- und Mobil-Netzbetreiber eingehend geprüft (Due Diligence). Doch niemand legte eine formal korrektes Anbot. Nur die Telekom Austria (TA) bot überhaupt etwas, aber weniger als verlangt. Für die serbische Regierung war dies eine "Beleidigung", auch Nachverhandlungen haben den Verkauf nicht retten können. Der serbische Ministerrat lehnte am Donnerstag auch eine nachgebesserte Offerte aus Wien ab.

Nun soll ein Teil der Telekom Srbija in Form von Gratisaktien an die Bevölkerung (15 Prozent) und gegenwärtige sowie ehemalige Mitarbeiter (sieben Prozent) verschenkt werden. Das Unternehmen gilt als einziger profitabler Staatsbetrieb der Republik: 2010 erwirtschaftete er bei 1,14 Milliarden Euro Umsatz 483 Millionen Euro Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA).

Die Telekom Austria (TA) bot zum eigentlichen Einsendeschluss im März für 51 Prozent der Telekom Srbija (darunter die 20 Prozent des bisherigen griechischen Minderheitseigentümers OTE) 800 bis 950 Millionen Euro (abhängig von der Geschäftsentwicklung). Bei einem Zuschlag wollte die TA innert dreier Jahre weitere 450 Millionen Euro in das Unternehmen investieren. Allerdings waren mit dem Gebot Bedingungen verknüpft: Der österreichische Konzern besitzt in Serbien bereits ein Mobilfunknetz namens VIP mobile (1,36 Millionen Kunden, Marktanteil 14 Prozent) und wollte dieses behalten. Der zusammengenommene Marktanteil hätte dann 70 Prozent erreicht, einzig verbleibender Wettbewerber wäre die norwegische Telenor gewesen. Zudem forderte die TA Änderungen bei der Telecom-Regulierung in Serbien.

Dieses Angebot entsprach bei Weitem nicht der Ausschreibung. Es kam zu Verhandlungen, deren Legalität umstritten ist. Dabei versprach die serbische Regierung zusätzliche Frequenznutzungsrechte und längere Lizenz-Laufzeiten, woraufhin die Telekom Austria Ihr Angebot auf bis zu 1,1 Milliarden Euro aufbesserte. Die letzte Rate wäre jedoch erst in zehn Jahren bezahlt worden. Gleichzeitig beharrte die TA auf ihren übrigen Forderungen, nahm aber ihr Investitions-Versprechen zurück. Zum Bedauern der Österreicher lehnte die serbische Regierung ab. Diese will nun im Herbst über eine Anleihe frisches Geld in den serbischen Ex-Monopolisten pumpen.

Telekom Srbija ist Festnetz-Monopolist in Serbien und hält am Mobilfunkmarkt 56 Prozent. In Montenegro sind es zwei Prozent im Festnetz und 23 im Mobilfunk. Zudem hält das Staatsunternehmen 65 Prozent an der in Bosnien und Herzegowina tätigen Telekom Srpske. Diese versorgt dort 35 Prozent aller Festnetzkunden und 40 Prozent der Handynutzer. Die Telekom Austria ist neben Österreich, Liechtenstein, Bulgarien und Weißrussland bislang in Slowenien, Kroatien, Serbien und Mazedonien auf dem Markt aktiv. (uk)