Pentium II hat einen Bug

Unmittelbar vor der offiziellen Markteinführung des Pentium II verdichteten sich Informationen, wonach der neue Intel-Prozessor einen Fehler hat.

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Von
  • Christian Persson

Unmittelbar vor der offiziellen Markteinführung des Pentium II verdichteten sich Informationen, wonach der neue Intel-Prozessor einen Fehler hat. Intel erklärte dazu, ein entsprechender Bericht des Autors Robert Collins werde ernstgenommen und von Ingenieuren der Firma untersucht: "Robert Collins Arbeit wird sehr respektiert," sagte Firmensprecher Howard High, "wenn substantielle Daten dahinter stehen, liegt die Wahrscheinlichkeit, daß der Bericht korrekt ist, bei 40 bis 50 Prozent."

Collins berichtet auf seiner Web-Seite http://www.x86.org , die übrigens wieder das "Intel Secrets"-Logo trägt, ausführlich über die von einem Informanten namens "Dan" festgestellten Ungereimtheiten und veröffentlicht Testprogramme. Danach verhält sich der Pentium II bei der Umwandlung von Daten aus dem Fließkomma- in das Ganzzahlenformat nicht korrekt: Wenn dabei ein Überlauf auftritt, so zeigt der Prozessor diese Fehlerkondition nicht mit dem dafür vorgesehenen Statusbit an. Dies verstoße gegen den IEEE-Standard. Derselbe Fehler trete auch beim Pentium Pro auf, nicht jedoch beim Pentium, Pentium-MMX und AMD K6. Collins nennt den Fehler "Dan-0411" -- nach dem Namen des Informanten und dem Datum der ersten Benachrichtigung; eigentlich müßte er analog zur Bezeichnung des betreffenden Prozessorbefehls als FIST-Bug bezeichnet werden.

In der internationalen Fach- und Wirtschaftspresse fand Intels Premieren-Mißgeschick am Vorabend der Pentium-II-Präsentation große Beachtung. Viele Artikel nahmen Bezug auf die Vorgänge von Anfang 1994, als Intel die Berichte über den Pentium-Fließkommafehler anfangs nicht ernstnahm, dann abwiegelte und sich schließlich unter zunehmendem Druck der Öffentlichkeit gezwungen sah, eine teure Umtauschgarantie auszusprechen.

Wie groß die Bedeutung des Fehlers in den aktuellen Spitzenprodukten des Marktführers ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Collins erinnert daran, daß ein solcher Überlauf bei der Zahlenkonvertierung, allerdings durch einen Software-Fehler bedingt, den Absturz der "Ariane-5"-Rakete verursacht habe. Im übrigen aber äußert er sich sehr vorsichtig. Tests bei c't haben ergeben, daß zumindest die meistbenutzte Windows-Entwicklungsumgebung, Visual C++ von Microsoft, das falsche Statusbit überhaupt nicht zur Kenntnis nimmt -- ebenso wenig übrigens wie das richtige. Dies gilt jedenfalls bei Benutzung der mitgelieferten Standard-Bibliotheken. Man kann daher davon ausgehen, daß der FIST-Bug in vielen Programmen keinerlei Auswirkungen zeigt. (cp)

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