Lieferdienst Getir feuert 2500 Leute – Lieferung nur noch in 6 deutschen Städte

Nach dem Rückzug aus Ländern wie Spanien streicht Lieferdienst Getir in den verbleibenden Märkten Stellen. Lieferungen werden in 17 deutschen Städten beendet.

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(Bild: Dutchmen Photography/Shutterstock.com)

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Der Lieferdienst Getir will 2500 Beschäftigte entlassen. Derzeit arbeiten Unternehmensangaben nach noch 23.000 Leute in Deutschland und vier weiteren Ländern für das türkische Unternehmen. Wie sich die Stellenstreichungen auf diese Länder verteilen und ob es schwerpunktmäßig bestimmte Abteilungen trifft, ließ das Liefer-Startup offen. Getir gehe es darum, die globale Organisation umzustrukturieren, um "die betriebliche Effizienz deutlich zu steigern", hieß es in der Mitteilung.

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Getir zieht sich dem Handelsblatt zufolge aus mehreren deutschen Städten zurück. Von aktuell noch 23 deutschen Städten sei der Lieferdienst in Zukunft nur noch in lediglich sechs aktiv. Kunden in Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main, München, Düsseldorf und Köln würden weiterhin beliefert, während die Geschäfte etwa in Stuttgart, Dresden, Heidelberg oder Leipzig umgehend eingestellt würden. Das Handelsblatt bezieht sich auf mit der Angelegenheit vertrauten Personen.

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Der türkische Lieferdienst ist im "Quick-Commerce"-Bereich tätig, bei dem sich Kundinnen und Kunden per App Supermarktprodukte innerhalb kurzer Zeit an die eigene Haustür liefern lassen können. In der Corona-Pandemie boomte dieses Geschäft, vor allem junge Menschen in Großstädten nutzten die neuen Liefermöglichkeiten, danach ging das Interesse spürbar zurück. Zudem gab und gibt es viel Kritik an den Arbeitsbedingungen für die Lieferanten.

Wie die dpa berichtet, hat Getir erst vor wenigen Wochen mitgeteilt, dass sich der Lieferdienst aus Spanien, Portugal und Italien komplett zurückziehen will. Wie viele Stellen dadurch gestrichen wurden, wurde nicht bekannt. Damals hieß es, das Unternehmen wolle das Geschäft in Europa vor allem auf Deutschland konzentrieren.

In Deutschland hat Getir vergangenen Dezember den Wettbewerber Gorillas übernommen. Der Deal soll 1,2 Milliarden US-Dollar gekostet haben. Laut Webseite liefert die Marke Gorillas derzeit in mehr als 20 deutschen Städten Lebensmittel aus, die Marke Getir fährt laut ihrem Online-Auftritt durch zehn deutsche Städte. Ob sich der Lieferdienst nun aus einzelnen deutschen Städten zurückziehen wird, ging aus der Unternehmensmitteilung nicht hervor. In der Mitteilung von Dienstag bekräftigte Getir, dass das Unternehmen seine Dienste auch weiterhin in Deutschland, der Türkei, Großbritannien, den Niederlanden und den USA anbieten werde.

Während die Lieferdienste in Zeiten der Pandemie ihre Hochphase durchschritten, haben sie seit der Lockerung der coronabedingten Einschränkungen mit Problemen zu kämpfen. Inflation und Konsumzurückhaltung bremsen das Geschäft erheblich. Insgesamt ist das Quick-Commerce-Geschäft umstritten. Skeptiker monieren vor allem hohe Kosten bei vergleichsweise wenig Gewinn. So müssen Konzerne wie Delivery Hero mit Sitz in Berlin für die zentral gelegenen Warenhäuser zum Beispiel hohe Mieten zahlen. Start-ups wie Frischepost und Alpakas gingen bereits in die Insolvenz.

Große Margen versprechen die schnellen Lieferungen nicht, entsprechend genau wird bei den Unternehmen auf die Kosten geschaut. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten kritisiert regelmäßig, dass ausgerechnet bei der Bezahlung der auch als "Rider" bezeichneten Fahrer gespart wird.

(axk)