Gratishandys ohne Grundgebühr -- seriöses Angebot oder Trick? (Update)

In Zeiten der Mobilfunkkrise sollte kein Anbieter etwas zu verschenken haben.

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Von
  • Torge Löding

"Skandal -- 0 Euro Mindestumsatz, Grundgebühr, Anschlussgebühr, Versandkosten", wirbt das Pop-Up-Fenster, das auf der Website Handyberater.de aufklappt. Hinter dem Angebot steckt eine dlc new media AG aus Kerpen -- eine ganze Reihe von Mobilfunk-Websites bewerben deren "skandalöses Angebot", das bis zum 31. Mai gelten soll, bereits seit Anfang dieser Woche. Weil in Zeiten der Krise auf dem Mobilfunkmarkt aber eigentlich kein Anbieter etwas zu verschenken haben sollte, bezweifeln Verbraucherschützer die Seriösität des Angebots. "Da sollte bei jedem die rote Lampe angehen", meinte Thomas Hagen, Sprecher der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein, gegenüber heise online.

Die dlc new media AG wirbt für den "Quam Star3 Online"-Vertrag, der müsse in zweifacher Ausfertigung unterschrieben werden. "Quam berechnet die ersten acht Monate für beide Karten keine Grundgebühren. Beide Karten zusammen kosten regulär monatlich 14,93 Euro. Die restlichen 16 Monate werden von der dlc AG per Scheck vorab erstattet", informiert die Firma auf ihrer Website. Egal, ob die dlc-Mittelsmänner ihrer Pflicht nachkommen oder nicht: Der Kunde hat nun Verträge mit dem Mobilfunkanbieter Quam geschlossen und muss spätestens nach acht Monaten Grundgebühren bezahlen. Darauf weist dlc auch hin: "Aktivierte Mobilfunkverträge können von uns nicht mehr deaktiviert werden. Da das Vertragsverhältnis direkt zwischen Antragsteller und Telefongesellschaft besteht, ist es unabhängig bezüglich der Warenlieferung."

In der Münchener Unternehmenszentrale von Quam ist bekannt, dass Zwischenhändler wie dlc new media Vertragskunden für den Mobilfunkanbieter werben. "Richtig ist, dass unser neuer Tarif 3 Star Online in den nächsten acht Monaten, also bis Ende 2002, grundgebührenfrei ist. Dann kostet der Vertrag inklusive Partnerkarte regulär 14,93 Euro im Monat. Der Händler bekommt von uns eine Provison, über die er natürlich frei verfügen kann", sagt Quam-Sprecher Steffen Pospischil. "Wir liefern dem Händler aktuelle Qualitäts-Handys aus der Quam-Palette -- und gehen natürlich davon aus, dass diese Handys an die Kunden weiter gegeben werden." Wie hoch so eine Provison für den Händler ausfällt, bleibt Quams Geschäftsgeheimnis.

Beim Bundesverband der Verbraucherzentralen stellt man unterdessen die Qualität der gelieferten Ware in Frage: Nirgendwo stehe, dass es sich bei den kostenlosen Geräten Nokia 3330 oder Siemens C45 um neue Geräte handle. Durchaus könne der Kunde ein gebrauchtes Gerät bekommen, dem dann nicht mehr als 14 Tage Übernahmegarantie eingeräumt werden. Wer ein scheinbar attraktives Angebot nutzen, aber auf Nummer sicher gehen möchte, nicht in versteckte Vertragsfallen zu tappen, sollte sich vor Vertragsabschluss von den Mitarbeitern der örtlichen Verbraucherzentrale beraten lassen. (tol)