Dank Satellitenbildern und KI: Bislang unbekannte Fischereiflotten entdeckt

Nicht alle Schiffe senden ihre Positionen, ganze Flotten waren deshalb unsichtbar. Nun hat eine KI die Lücken gefüllt und Überraschendes zutage gefördert.

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Karte der Nordsee mit verschiedenen Aktivitäten und unterschiedlichen Farben

Die Daten zur Nordsee

(Bild: Global Fishing Watch)

Lesezeit: 3 Min.

Vor den Küsten der Welt wird deutlich mehr Fischerei betrieben als bekannt – vor allem in Asien war ein Großteil nicht sichtbar. Das ist das zentrale Ergebnis einer Analyse von Global Fishing Watch. Ausgewertet hat die auch von Google finanzierte Organisation dafür mithilfe von KI-Technik zwei Millionen Gigabyte an Satellitenbildern aus den Jahren 2017 bis 2021. Herausgekommen sei dabei der umfangreichste Blick auf die globale Schifffahrt und Offshore-Infrastruktur wie Ölplattformen und Windkraftanlagen. Vor allem bei der Fischerei habe sich herausgestellt, dass ein Großteil der Aktivität bislang verborgen war. So sei man davon ausgegangen, dass in Europa und Asien vergleichbar viel Fischfang betrieben würde. In Wahrheit seien in Asien aber siebenmal mehr Fischereischiffe im Einsatz.

Das Ausmaß der bekannten und bisher unbekannten Fischereischifffahrt

(Bild: Global Fishing Watch)

Auf den Weltmeeren habe eine neue industrielle Revolution stattgefunden, die bis jetzt unbemerkt geblieben sei, bilanziert Global Fishing Watch. Die Organisation, die sich seit Jahren der Überwachung der globalen Fischereiindustrie widmet, erläutert, dass nicht alle Schiffe ihre Position mit der entsprechenden Technik publik machen müssen. "Dunkle Flotten", die dies nicht tun, seien aber eine extreme Herausforderung, wenn es darum gehe, die natürlichen Ressourcen zu schützen. So habe man bei der Auswertung auch zahlreiche Schiffe gefunden, die in geschützten Gewässern aktiv waren. Außerdem habe man eine große Konzentration von Schiffen vor Ländern entdeckt, bei denen man bislang aber nur von wenig oder gar keiner Aktivität gewusst habe.

Die restliche Schifffahrt

(Bild: Global Fishing Watch)

Bestätigt werden konnte im Rahmen der Analyse außerdem, dass sich die menschliche Aktivität in den Ozeanen verändert. So habe man gesehen, dass der Fischfang weltweit während der Corona-Pandemie um 12 Prozent zurückgegangen sei – in China weniger stark als im Rest der Welt. Der Transportverkehr sei dagegen überhaupt nicht zurückgegangen, genauso wenig wie die Schifffahrt in Verbindung mit der Energieinfrastruktur. Insgesamt sei die Infrastruktur zur Ölförderung im Analysezeitraum um 16 Prozent gewachsen, während sich die Zahl der Windkraftanlagen verdoppelt habe. Seit 2021 gibt es davon mehr als von Ölplattformen. Chinas Windenergieinfrastruktur sei von 2017 bis 2021 sogar auf das Neunfache angewachsen.

KI-Karten zur Schifffahrt (9 Bilder)

(Bild: Global Fishing Watch)

Die jetzt im Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlichte Studie zeige auf, welches Potenzial die Vorgehensweise im Kampf gegen den Klimawandel habe, schreibt Global Fishing Watch noch. So könne man mit solchen Daten deutlich besser abschätzen, wie viel Treibhausgase auf den Weltmeeren ausgestoßen werden. Auch illegale Aktivitäten könnten damit entdeckt werden. Die Organisation hat mehrere Weltkarten veröffentlicht, auf denen visualisiert wird, wo wie viel bislang unsichtbare Aktivität entdeckt wurde. Auffallend ist darauf vor allem, dass Windkraftanlagen bislang fast ausschließlich in europäischen Gewässern und vor der Küste Chinas installiert wurden, Ölplattformen und andere Strukturen gibt es dagegen fast überall.

Visualisierung der ermittelten Infrastruktur

(Bild: Global Fishing Watch)

(mho)