Chinesische Forschungsnetze wollen ans Internet2

Zu geringe Datenübertragungsraten wurden auf einem amerikanisch-chinesischen Symposium als größtes Hindernis für die Entwicklung des Internet in China bezeichnet.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 6 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Monika Ermert

Vertreter der beiden chinesischen Universitäts- und Forschungsnetze CERNET und CSTnet haben zum Abschluss des zweiten Chinese American Network Symposiums (Cans2000) am Sonntag in Peking ein Memorandum of Understanding mit Internet2-Chef Doug Van Houweling unterzeichnet. So schnell wie möglich soll ein zwischen den Pekinger Universitäten geplantes Hochgeschwindigkeitsnetz an das für breitbandige wissenschaftliche Anwendungen gedachte Internet2 angeschlossen werden. "An eines glauben wir alle gemeinsam", sagte auf dem Symposium Su Jingsheng, der neue Chef der Abteilung Telekommunikation des Ministry of Information Industry: "Das ist die Geschwindigkeit der Netzwerke."

Die mangelnden Datenübertragungsraten für chinesische akademische und private Nutzer wurden beim Symposium einstimmig als größtes Problem für die Entwicklung der Internet-Ökonomie bezeichnet. Das von der Chinesischen Akademie der Wissenschaft betriebene CSTnet (China Science and Technology Network) verfügt beispielsweise derzeit gerade mal über einen Anschluss mit 10 MBit/s ans Internet. Die Gesamtkapazität aller chinesischen Internet-Provider lag Ende vergangenen Jahres bei 351 MBit/s. Ein großes Problem ist, dass die verschiedenen Netze in China auch untereinander schlecht vernetzt sind und Verbindungen teilweise übers Ausland geroutet werden.

Ungewöhnlich harte Kritik gab es auch für China Telecom, die als Monopolist fürs Festnetz in der Volksrepublik China auch den Markt für Dial-Up-Internetzugänge beherrscht. Jay Tian, CEO der Digiark Information Corporation, erklärte, die China Telekom verhindere gezielt einen gesunden Wettbewerb mit den neuen kleineren Internet-Providern. Stattdessen liebäugle man mit ausländische Anbietern, die am Ende den Markt unter sich aufteilen würden. Auch die bisher verabschiedeten Gesetze schadeten der Entwicklung der Branche in China. Die Investitionssperre verunsichere und erschwere es chinesischen Internetfirmen, an Kapital zu kommen. Risikokapital komme vor allem aus dem Ausland. Trotz des offiziellen Verbots sind demnach 80 bis 90 Prozent des Provider-Markts in ausländischer Hand. Auch ausländische ISPs gebe es bereits. Verordnungen wie das Verbot der Veröffentlichung von "Staatsgeheimnissen" seien vollkommen vage. Lange angekündigte Regulierungen wie die für Inhaltsanbieter seien immer noch nicht verfügbar. "Die Intentionen der Regierung sind einfach nicht klar", kommentierte Tian. (Monika Ermert) (jk)